Greifswalder Oie

Die Greifswalder Oie (gesprochen oi, pommerisch für „(kleine) Insel“) ist eine etwa 1.550 Meter lange und maximal 570 Meter breite Insel in der Ostsee, die zum Bundesland Mecklenburg-Vorpommern gehört. Die etwa 54 Hektar große Insel in der Pommerschen Bucht ist die östlichste deutsche Insel in der offenen Ostsee. Der darauf befindliche Leuchtturm hat den gleichen Namen.

Sie ist der Insel Usedom etwa 12 Kilometer vorgelagert und gehört rechtlich zur Gemeinde Kröslin auf dem Festland. Auf der Insel mit der markanten Steilküste befindet sich ein 49 Meter hoher Leuchtturm mit einem der stärksten Leuchtfeuer in der Ostsee. Die ganze Insel ist ein Naturschutzgebiet.

Die Greifswalder Oie wird von Ausflugsdampfern von Peenemünde oder Freest aus angelaufen. Allerdings ist die Oie der Öffentlichkeit nur begrenzt zugänglich. Maximal 50 Personen pro Tag dürfen die Insel betreten. Privater Bootsverkehr ist nicht gestattet. Im Schutzhafen der Insel ist ein Seenotrettungskreuzer der DGzRS stationiert.

Auf der Greifswalder Oie lebten bis 2004 einige vom Rostocker Zoo ausgewilderte Shetlandponys. Sie wurden wegen zunehmender Krankheiten und zu hohem Betreuungsaufwand ans Festland gebracht. Das Naturschutzgebiet wird seit 1993 vom Verein Jordsand (Jordsand zum Schutze der Seevögel und Natur e.V.) betreut, der hier in Zusammenarbeit mit der Vogelwarte Hiddensee an etwa 20.000 Vögel pro Jahr Beringungsaktionen zur wissenschaftlichen Erforschung des Vogelzuges durchführt.

Der Name der Insel rührt von ihrem ehemaligen Besitzer, der Stadt Greifswald, her. Sie erwarb die Insel (niederdeutsch Oie: „Insel“) 1291 von der Stadt Wolgast, die das Geschenk des Pommernfürsten Bogislaw IV. (1282) aus Geldmangel verkaufen musste. Die Greifswalder schickten ihre Zuchtpferde zur Sommerweide auf die Insel. Erst um 1850 wurde die Oie von drei Pächterfamilien dauerhaft besiedelt. Sie betrieben hier neben Fischfang auch eine bescheidene Landwirtschaft. Von 1853 bis 1855 wurde auf der Insel ein Leuchtturm errichtet. Seit Juni 1877 wird die Oie auch touristisch genutzt. Das Dampfschiff „Otto“ aus Wolgast brachte zu diesem Zeitpunkt erstmals Tagesgäste auf die Insel. In den folgenden Jahren brachten Ausflugsschiffe immer mehr Badegäste auf die Greifswalder Oie. Nach dem Ersten Weltkrieg betrieb nur noch ein Pächter Landwirtschaft auf dem Eiland. Dieser Pächter baute 1928 für die Inselbesucher sein Anwesen Inselhof zu einer Pension mit Restaurant aus. Zahlreiche Prominente, z. B. Asta Nielsen und Thomas Mann, besuchten die Oie. 1932 war die Insel Kulisse für den Film „F.P.1 antwortet nicht“ mit Hans Albers in der Hauptrolle. Mit dem Aufbau der Heeresversuchsanstalt Peenemünde begann die militärische Nutzung der Insel durch die Wehrmacht. Personal der Heeresversuchsanstalt quartierte sich auf der Insel ein und erklärte sie zum militärischen Sperrgebiet, einen Status den sie für über 60 Jahre behalten sollte. Die letzte Pächterfamilie Halliger musste 1938 die Greifswalder Oie verlassen.

Von 1937 bis 1945 wurden auf der Greifswalder Oie zahlreiche Raketenstarts durchgeführt. So erfolgten hier 1937 die vergeblichen Startversuche der A3 und zwischen 1938 und 1942 die Starts der A5 Raketen. Auch 28 A4-Raketen wurden von der Greifswalder Oie zwischen 1943 und 1945 zu Steilstarts gestartet, um deren Verhalten beim Eintritt in die Atmosphäre zu untersuchen, eine Phase, in der die Flugkörper häufig zerbrachen (siehe auch: Liste der in Peenemünde und auf der Greifswalder Oie durchgeführten Starts der A4-Rakete). Die Ruine eines Beobachtungsbunkers aus der Zeit zwischen 1933 und 1945 konnte 2009 noch besichtigt werden.

Zu Zeiten der DDR waren auf der Greifswalder Oie Grenzsicherungs-Einheiten der 6. Grenzbrigade Küste stationiert. Die Überreste der militärischen Anlagen prägen noch immer das Bild der Insel. Der VEB Forschungsstelle für Bienenwirtschaft betrieb auf der Insel eine Körstation zur Königinnenzucht.

Nach der Deutschen Wiedervereinigung verließ die Volksmarine die Insel. Das Sperrgebiet wurde aufgehoben, woraufhin die Gebäude der Insel dem Vandalismus von Bootstouristen ausgeliefert waren. 1993 eröffnete der Verein Jordsand seine Station und richtete den Inselhof für seine Belange wieder her.

Baden ist auf der Greifswalder Oie verboten, gastronomische Einrichtungen existieren nicht. Die Insel kann vom Hafen zum Leuchtturm an der Nordspitze über einen beschilderten Weg erwandert werden.

Im Jahr 2009 war gemäß der Wetterbilanz des Deutschen Wetterdienstes die Greifswalder Oie mit 1.994 Sonnenstunden der sonnenreichste Ort Deutschlands.